Stu.diCo – Studieren in der Pandemie

Wie erlebten Studierende das digitale Sommersemester und den Studienalltag während der Corona-Pandemie?

Worum geht es?

Wie haben Studierende in Deutschland das digitale Sommer-Semester 2020 bewältigt und wie haben sie den durch die Pandemie veränderten Studienalltag erlebt? Dies untersuchte ein Forschungsteam der Universität Hildesheim in der bundesweiten qualitativen Online-Befragung „Stu.diCo – Studieren in der Pandemie“, an der über 3.000 Studierende teilnahmen. Die Forscher*innen analysierten die Daten von 2.350 Studierenden.

Stu.diCo. setzt sich von Untersuchungen ab, die vor allem auf die Evaluation der digitalen Lehre und die technische Ausstattung sowie die damit zusammenhängenden Problemlagen der Studierenden fokussieren. Dahingegen sollen mit dieser Studie auch das Wohlbefinden, die Sorgen und Ängste, die Studienmotivation und die mentale Verfassung der Studierenden betrachtet werden.

Die Studie Stu.diCo

Die Online-Befragung Stu.diCo ist inzwischen abgeschlossen und präsentiert erste Ergebnisse sowie deskriptive Befunde, welche für die weitere digitale Ausgestaltung der Hochschulstudiengänge genutzt werden können. Darüber hinaus haben die Forscher_innen die zahlreichen offenen Antworten der Teilnehmenden analysiert.

Ziel war es, möglichst schnell erste Befunde noch vor dem Start des Wintersemesters zu veröffentlichen, um diese in die Gestaltung des Studiums im Wintersemester 2020/21 einfließen zu lassen. Anschließend gilt es, die Ergebnisse in den Forschungsstand der Hochschulforschung einzuordnen.

Wer sind wir?

Zum Forschungsteam stellte sich aus dem Projektteam von CareHOPe zusammen. Dazu gehören Prof. Dr. Wolfgang Schröer, Dr. Severine Thomas, Dr. Katharina Mangold, Anna Traus sowie Katharina Höffken vom Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim. Prof. Dr. Schröer und Dr. Severine Thomas erforschen seit vielen Jahren die Lebenslagen junger Menschen und haben bereits eine Umfrage von Kindern und Jugendlichen zum Umgang mit der Corona Pandemie durchgeführt (Studie „JuCo“ und Studie „KiCo“). Dr. Katharina Mangold und Anna Traus forschen zur Lebenslage von Studierenden und haben dabei einen besonderen Fokus auf nicht-traditionelle Studierende und Care Leaver an Hochschulen.

Das Team von CareHOPe wird durch das Projekt „Niedersächsische Fachstelle CareHOPe – Care Leaver an Hochschulen. Online-Peerberatung“ im Rahmen des Förderprogramms „Wege ins Studium öffnen – Chancengerechtigkeit bei der Studienaufnahme erhöhen“ (01.2018-04.2021) vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) gefördert.

Erste Ergebnisse

Der Altersdurchschnitt der Befragten lag bei rund 24 Jahren. Nur 5,5 Prozent der Befragten gaben an, über 30 Jahre alt zu sein. Somit ist Stu.diCo. eine der wenigen Studien in Deutschland, die sich explizit auf das junge Erwachsenenalter beziehen. Von den Befragten waren 70,7 Prozent Bachelor-Studierende und 24,4 Prozent Master-Studierende. Am stärksten vertreten waren Studierende aus Niedersachsen (56,7 Prozent) und Bayern (16,6 Prozent).

„Es gibt nicht die typische Studentin oder den typischen Studenten – entsprechend unterschiedlich fallen die Bewertungen zum digitalen Studieren und zur Änderung des Lebensalltags aus“, sagt Dr. Severine Thomas, Teil der fünfköpfigen Forschungsgruppe von Stud.diCo am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim.

Höhere Arbeitsbelastung durch digitales Studieren

Allgemein beurteilten 72,4 Prozent der befragten Studierenden die Arbeitsbelastung im digitalen Semester als höher im Vergleich zum Präsenzsemester.

Noch ein weiteres digitales Semester? Bitte nicht!

Die Vorstellung, noch ein weiteres Semester digital zu studieren, beurteilten 59,4 Prozent der Befragten als schlecht. Die Frage, ob sie ihr Studium um ein Semester verlängern würden, wenn dies kostenneutral wäre, beantworteten knapp über 50 Prozent mit „Ja“.

Herausforderungen in der Home-Learning-Situation

Als belastende Faktoren nannten die Studierenden unter anderem die fehlende Infrastruktur der Hochschule (Mensa, Bibliothek etc.), der fehlende persönliche Kontakt zu anderen Studierenden, die Notwendigkeit, sich um andere Familienmitglieder kümmern zu müssen und/oder den fehlenden Platz zum ungestörten Arbeiten. Auch Einsamkeit, Ablenkung, technische Einschränkungen sowie die fehlende persönliche Betreuung durch die Lehrenden wurden als Hürden des digitalen Lernens aufgeführt.

Chancen des Digitalen Lernens

Als positiv bewerteten die Befragten die Zeitersparnis durch wegfallende lange Anfahrtswege zum Studienort, mehr Flexibilität in der Arbeitsgestaltung und das Kennenlernen neuer digitaler Angebote.

Finanzielle Situation

Bei mehr als der Hälfte der Befragten (52 Prozent) wirkte sich die Pandemie finanziell nicht aus. 37 Prozent der Befragten gab an, weniger Geld als vorher zur Verfügung zu haben. Knapp 44 Prozent der Studierenden gaben jedoch an, dass sie sich um die Finanzierung ihres Studiums insgesamt sorgen.

Sozial entleerter Studienalltag

Fast alle Studierende beklagten den Stillstand des sozialen und kulturellen Austauschs. 79 Prozent der Befragten vermissen das Campusleben. 85,4 Prozent fehlt der Kontakt zu anderen Studierenden. Die Hälfte der Teilnehmenden vermisste sehr die Möglichkeit, Lehrende anzusprechen.
Doch nicht alle Studierenden litten gleichermaßen unter diesen Einschränkungen. Die Bewertungen rangierten von Aussagen wie „Das digitale Semester ist eines der besten, das ich je hatte, in Bezug auf meinen Lernfortschritt und das Vorankommen im Studium.“ bis zu „Ich habe durch die online Lehre meinen Spaß an meinem Studium verloren.“

Das Ergebnispapier